FJM

Das vierte Quartal

1989 bis 2014

Der Beginn des Schuljahres 1989/90 war geprägt durch die Festwoche zum 75-jährigen Jubiläum des Fürst-Johann-Moritz-Gymnasiums. Die Woche begann am 16. September 1989 mit dem Festakt „75 Jahre Höhere Schule in Weidenau“ im Gläsersaal der Stadt Siegen. Umrahmt von einem breit gefächerten Musikprogramm und mehreren Grußworten hielt der ehemalige Schüler der „Oberschule für Jungen, Weidenau“, der Literaturkritiker und Feuilletonist Prof. Dr. Heinrich Vormweg eine viel beachtete Festrede zu dem Thema „Meine Schule“. Darin setzte er sich durchaus kritisch mit seiner Jugend und Schulzeit in der weitgehend pietistisch geprägten Umgebung des Siegerlands auseinander.

Ein Festgottesdienst, ein Schulkonzert, eine Ausstellung zur Schulgeschichte, Kleinkunst-Aufführungen und Projekte verschiedener Klassen, ein Sport- und Spielprogramm sowie eine Schüler-Disco füllten die anschließende Festwoche.

Besondere Beachtung fand die Uraufführung des eigens für das Jubiläum von Lehrern der Schule geschriebenen und von der Theater-AG aufgeführten Theaterstücks „Der Fürst“. Wegen des großen Erfolgs musste das Stück mehrmals wiederholt werden.

Die Festwoche endete mit einem großen Festball im großen Saal der Siegerlandhalle am 23. September 1989.

An der Spitze der Schule stand 1989/90 ein Wechsel an. StD Adalbert Knoche, ein ‚Urgestein‘ des Fürst-Johann-Moritz-Gymnasiums, 1946 Abiturient in einem der sogenannten Förderjahrgänge nach Kriegsende, seit 1958 Lehrer am Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium, war zum Ende des Schuljahres 1988/89 in den Ruhestand gegangen. Seine Nachfolge als stellvertretender Schulleiter trat mit Beginn des Schuljahres 1989/90 StD Werner Becker an, ebenfalls ehemaliger Schüler des Fürst-Johann-Moritz-Gymnasiums und seit 1975 Lehrer am Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium. Werner Becker sollte dieses Amt bis zum Januar 2012 ausüben – und dabei ebenfalls zu einem ‚Urgestein‘ der Schule werden.

Dass der Begriff „Öffnung von Schule“ am Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium weiterhin mit Leben gefüllt wurde, zeigte sich ein Jahr später: Von Sept. bis Okt. 1990 war im Lichthof eine viel besuchte und in der Presse gelobte Ausstellung zum Thema „Die Welt der Anne Frank“ zu sehen.

„Öffnung von Schule“ in einem durchaus anderen Sinne praktizierten in Fortsetzung einer Tradition der 70er und v.a. der 80er Jahre zahlreiche Schülerinnen und Schüler am 17. Jan. 1991, als sie sich während der Unterrichtszeit an einer von dem Kultusministerium zunächst nicht genehmigten Demonstration anlässlich des Ausbruchs des Golfkriegs beteiligten.

Nach eingehenden Diskussionen beschloss der damalige Schulleiter, Dr. Schütz, unterstützt durch die Schulkonferenz, dass die Beteiligung für die betroffenen Schülerinnen und Schüler keine disziplinarischen Konsequenzen haben würde. „Und das ist gut so“, beschloss Dr. Schütz die z.T. kontroverse Diskussion.

Ohne kontroverse Diskussionen, dafür aber inhaltlich sehr effektiv, fand am 24.01.1991 ein Studientag Physik zum Thema „Astronomie“ statt.

Das Jahr 1992 markiert den Beginn der Arbeit an einem Schulprogramm. Dr. Klein, Elternvertreter und Arbeitsdirektor der Stahlwerke Südwestfalen, stellte in der Lehrerkonferenz ein Thesenpapier zum Thema „Was ist eine gute Schule?“ vor. Inhalte des Referats, das auf eine sehr positive Resonanz stieß, waren:

Erziehungsauftrag der Schule
Präsentation des Fürst-Johann-Moritz-Gymnasiums in der Öffentlichkeit
innerschulische Schwerpunktsetzungen
Entwicklung eines Schulprofils

Die traditionell an schulpolitischen Fragen sehr interessierte SV griff das Thema auf, indem sie auf ihrem alljährlichen SV-Seminar auf der Jugendburg Bilstein mehrere Projekte zu dem Leitthema „Traumschule“ durchführte. Ihre Ergebnisse stellte die SV der Lehrerkonferenz vor.

Die Lehrerschaft nahm diese Anstöße bereitwillig auf und führte 1993 unter Einbeziehung auswärtiger Moderatoren
eine erste ganztägige pädagogische Konferenz durch. Themen:

Kultur des mitmenschlichen Umgangs
Fördern und fordern
Leistungs- und Wertbezogenheit des Unterrichts

Dies sollte der Auftakt zu einer Reihe von pädagogischen Konferenzen sein, auf denen sich das Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium auf vielfältige Weise neuen Herausforderungen stellte und die letztlich in der Erstellung eines Schulprogramms endeten.

Dr. Karl Schütz mit den Kollegen Frieder Heinrich und Peter Klemenz
Dr. Karl Schütz mit den Kollegen Frieder Henrich und Peter Klemenz
Adalber Knoche, Studienrat
Adalbert Knoche, Studienrat

Die bereits in den 80er Jahren begonnene Tradition von regelmäßigen Projektwochen wurde vom 07. bis 11. Juli 1992 fortgesetzt. Thema diesmal: „Europa“.

Im gleichen Jahr (1992) wurde ein lang gehegter Wunsch der Kunstlehrer umgesetzt: die bauliche Erweiterung des Werkraums, für den sich der ehemalige Kollege Rolf Spierling eingesetzt hatte.

Wie bereits mehrfach erwähnt, war das Schulleben stets geprägt von einer sehr aktiven SV. Gegen unterschiedliche Widerstände aus der Eltern- und Lehrerschaft gelang es der SV 1993, letztlich v.a. mit Hilfe der Lehrerfraktion in der Schulkonferenz, einen Aktionstag zum Thema „Zusammenleben mit ausländischen Mitbürgern – Miteinander, nicht gegeneinander“ durchzusetzen. Im Nachhinein ein Tag, der Nachdenklichkeit erzeugte und das Problembewusstsein schärfte.

Aktuelles und Vergangenes, beides war in dieser Zeit am Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium präsent: Wenige Tage vorher, am 28. Juni 1993 führte die Fachschaft Geschichte einen Studientag zu dem Thema „Das Siegerland in der Krise? Strukturwandel in einer europäischen Montanregion“ durch.

Im Schuljahr 1993/94 wurde dann heftig an den Traditionen am Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium gerüttelt: Der Unterricht am Samstag wurde in den Mitwirkungsgremien der Schule ernsthaft in Frage gestellt. Nach heftigen Diskussionen wurde die Einführung eines weiteren freien Samstags abgelehnt, weil dies für die Oberstufe eine weitere 7. Unterrichtsstunde am Nachmittag zur Folge gehabt hätte. Der auf der Schulkonferenz apodiktisch in den Raum gestellte Satz eines Kollegen: „Es gehört zum pädagogischen Allgemeingut, dass jeder wissenschaftliche Unterricht nach der 6. Stunde pädagogisch völlig ineffektiv ist“, soll hier nicht weiter kommentiert werden. Zum Schuljahr 1996/97 sollte dann diese Bastion endgültig fallen: Am Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium wurde die volle 5-Tage-Woche eingeführt. Gleichzeitig wurde wegen Lehrermangels der Unterricht in den Leistungskursen auf 5 Stunden in der Woche gekürzt.

FJM initiativ: 1994 startete die Initiative „Gespräche am Fürst“, eine lockere Abfolge von Vorträgen und Podiumsdiskussionen, die in der Schule und in der Öffentlichkeit auf breites Interesse und hohe Resonanz stieß. Erste Themen: „Jugend und Politik“ sowie „Sekten – Scientology“.

Im Sommer 1994 endete dann eine Ära am Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium: Oberstudiendirektor Dr. Karl Schütz, der in seinen 19 Dienstjahren als Schulleiter nicht nur die Schule, sondern unzählige Schülerinnen und Schüler, aber auch viele Kolleginnen und Kollegen geprägt hatte, ging in den wohlverdienten Ruhestand. Dr. Schütz und das Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium, das gehörte für viele Jahre einfach zusammen.

Für ein halbes Jahr übernahm sein Stellvertreter, StD Werner Becker, die Leitung der Schule.

Im Februar 1995 wurde Frau StD‘ Irmgard Klein zur kommissarischen Schulleiterin, zum Schuljahr 1995/96 dann zur Schulleiterin und damit zur OStD‘ ernannt.

Die Teilnahme an der Mathematik-Olympiade sollte ab 1994 zu einem regelmäßigen, festen Termin im Kalender des Fürst-Johann-Moritz-Gymnasiums werden. Etwa 15 Jahre betreute und förderte Frau Schuller – auch noch nach ihrer Pensionierung – mathematisch begabte Schülerinnen und Schüler während des Schuljahres in ihrer Mathematik-AG und bereitete sie auf die jährlichen Wettbewerbe vor. Nicht nur auf Landesebene, sondern auch auf Bundesebene waren unsere Schüler/innen regelmäßig erfolgreich und sehr oft bei der Preisvergabe auf den vorderen Plätzen dabei.

Die Bundestagswahl 1994 hinterließ auch am Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium ihre Spuren – am 27. Sept. 94 diskutierten heimische Landes- und Bundestagsabgeordnete im Rahmen der „Gespräche am Fürst“ im voll besetzten Lichthof über aktuelle politische Probleme und Entscheidungen.

Für knapp 20 Jahre sollte er zum äußeren Erscheinungsbild der Schule gehören: Der „fürst aktuell“. 1994 auf Elternanregungen hin aus der Taufe gehoben, verbesserte er die Kommunikation innerhalb der Schulgemeinde erheblich.

Ab dem Schuljahr 1995/96 wurde die Arbeit an der Schulprogrammentwicklung mit einer Reihe von pädagogischen Konferenzen fortgesetzt. Im Februar 1996 zum Thema „Konfliktbewältigung in der Schule“, daraus ging eine Supervisionsgruppe innerhalb der Lehrerschaft hervor. „Verbesserung von Handlungskompetenzen bei der Konfliktbewältigung in der Schule“ lautete das Motto der nächsten Konferenz im Febr. 1998. Im Nov. 1998 folgte die nächste Konferenz, aus der heraus sich vier Arbeitsgruppen bildeten:

Lernen des Lernens
Wertevermittlung
Beratungskonzept
Hausordnung

1999 und 2000 wurden die Ergebnisse der AG -Arbeit auf weiteren Konferenzen vertieft. Dabei wurden auch Vertreter der Elternschaft in die Arbeit einbezogen. Ende 2000 wurden die Arbeitsergebnisse der Schulöffentlichkeit präsentiert, insbesondere das Ergebnis der AG „Wertevermittlung“ wurde mit Eltern- und Schülervertretern intensiv diskutiert. Im Schuljahr 2000/01 konnte das Schulprogramm der Schulbehörde überreicht werden, die in einer gemeinsamen Besprechung mit Vertretern aller Mitwirkungsgremien besonders die guten Kommunikationsstrukturen der Schule hervorhob.

Neue Perspektiven für das Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium öffneten Frau Kühner und Herr Budig im Jahr 1996 durch eine neue Partnerschaft mit der Linn Mar High School in Marion/Iowa. Es kam zu einem interessanten und spannenden Austauschprogramm über den Atlantik hinweg, bis die Ereignisse des 9. September 2001 zu einem Einbruch führten. Aus Sicherheitsgründen wurde ein geplanter Austausch nicht durchgeführt und danach brach die Beziehung leider ab.

Im Juni 1996 verabschiedete sich der Abiturient Severin von Eckardstein mit einem beeindruckenden Klavierabend von der Schule. Eine musikalische Leistung, die ihresgleichen in der Geschichte des Fürst-Johann-Moritz-Gymnasiums – und im Siegerland – sucht. Severin von Eckardstein gelang danach eine beispielhafte Karriere in der Berliner Musikszene.

Der 28. Juni 1996 brachte einen gravierenden Einschnitt im Leben der Schule: Annelise Sonneborn, nahezu 40 Jahre lang (1957 bis 1996) Sekretärin am Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium, wurde in einer bewegenden Feierstunde in den Ruhestand verabschiedet. Generationen von Schüler/innen erlebten ihre herzliche und gewinnende Art. Unzählige Geschichten und Geheimnisse fanden den Weg über „ihr“ Sekretariat in ihr Herz und ihre Erinnerung – und wurden dort wohl verwahrt! „Du warst die Seele der Schule“, so endete die damalige Schulleiterin Irmgard Klein in ihrer Festrede, „Das soziale Gefüge der Schule werde ich vermissen“, resümierte Annelise Sonneborn in ihrer Abschiedsrede.

Der soziale Zusammenhalt im Kollegium, der Schülerschaft und der Elternschaft, das Füreinander, das Wir-am FJM-Gefühl, das war in der Tat eine der besonderen Stärken des ‚alten‘ Fürst-Johann-Moritz-Gymnasiums, die sich bis heute noch nachweisen lässt.

Studientage in Geschichte („China“), Physik („Umweltradioaktivität“), eine Projektwoche zum Thema „Harmonie“, erfolgreich bestandene Wettbewerbe in den Bereichen Mathematik, „Begegnung mit Osteuropa“, ein bundesweiter Goethe-Wettbewerb mit erfolgreichen Preisträgern des Fürst-Johann-Moritz-Gymnasiums, mathematische Sommerakademien, Podiumsdiskussionen, das waren einige schulische Höhepunkte der späten 90er Jahre.

Titelseite des „fürst aktuell“
Dr. Karl Schütz, Verabschiedung
Verabschiedung Dr. Karl Schütz
Anke Klassen mit Annelise Sonneborn
„Wachwechsel“ im Sekretariat: Anke Klassen mit Annelise Sonneborn
Annelise Sonneborn bei ihrer Verabschiedung
Annelise Sonneborn bei ihrer Verabschiedung

1999 versuchte das Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium neue Wege bei der Versorgung der Schüler/innen in der Mittagpause zu gehen. Im alten Pavillon wurde eine provisorische Mensa eingerichtet, in der zunächst an einem Tag, ab 2000 an zwei Tagen ein warmes Mittagessen ausgegeben wurde. Die Lieferung erfolgte durch die Mensa der Universität Siegen, Ausgabe der Mahlzeiten, Spülen des Geschirrs usw. übernahmen einige aktive Eltern und Schüler. Der Betrieb der Cafeteria musste nach ca. 1 Jahr wegen mangelnder Nachfrage eingestellt werden. Die dadurch frei werdenden Räume wurden in einen Aufenthalts- und einen Silentiumraum umgewandelt, deren z.T. recht kreative Benutzung in der Folgezeit Stoff für manche Redeschlacht in der Lehrerkonferenz bot.

Neue pädagogische Akzente wurden 2000/01 mit der Entwicklung eines Konzepts zur Förderung hochbegabter Schüler gesetzt. Nach intensiven Diskussionen beschloss die Schulkonferenz das sogenannte „Drei-Säulen Modell“, das u.a. auch ein „Springen in Gruppen“ vorsah. Die Resonanz bei der Schülerschaft hielt sich jedoch in Grenzen.

Zu den neuen nachhaltigen pädagogischen Akzenten gehörte die Einführung eines Orientierungsseminars für die Schüler/innen im ersten Jahr der gymnasialen Oberstufe. Im Herbst 2002 fand die erste dreitägige Veranstaltung in der Jugendherberge Bilstein statt. In Kooperation mit der Universität Siegen lag der Schwerpunkt in der Entwicklung und Festigung sozialer Kompetenzen. Bis 2007 fand dieses Seminar dann alljährlich in Bilstein bzw. in der CVJM – Bildungsstätte Wilgersdorf statt. Ab 2008 wurde das Konzept umstrukturiert; seitdem findet das Orientierungsseminar weiterhin jährlich in Kooperation mit der Philipps-Universität in Marburg statt.

In einer Vielzahl von Vorlesungen, Übungen und Seminarveranstaltungen erhalten die Schüler/innen der Einführungsphase dort an drei Tagen eine Fülle von Einblicken in universitäres Lernen und Arbeiten. Dabei kommen Aktivitäten zur Stärkung des sozialen Miteinander natürlich nicht zu kurz.

Kontakte zu Nachbarschulen ließen im Jahr 2003 die Idee zur Einführung eines „Lehrerraumprinzips“ reifen. Der überwiegende Teil des Kollegiums erhielt „seinen“ eigenen Raum, den die Schüler/innen zu den jeweiligen Unterrichtsstunden aufsuchen müssen. Das Ergebnis waren viele pädagogisch sinnvoll und liebevoll eingerichtete Lehrerräume, in denen das Lernen spürbar mehr Freude bereitete – und ein deutlicher Rückgang an Beschädigungen.

Im Jahr 2004 beteiligte sich das Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium natürlich an den Feierlichkeiten zum 400sten Geburtstag ihres Namensgebers, des Fürsten Johann Moritz zu Nassau-Siegen. Im Fürst-Johann-Moritz-Jahr wurde eine Vielzahl an Aktivitäten organisiert und durchgeführt. Eine besondere Außenwirkung entfaltete die Prägung der Johann-Moritz Münze. Auf Initiative einer Elterngruppe wurde ein Prägestock entwickelt und gebaut, auf dem Schüler/innen, Eltern und Lehrer bei verschiedenen Anlässen, z.T. in historischer Kostümierung, Münzen prägten und erfolgreich zum Kauf anboten. So z.B. im Museum des Siegerlandes, auf einem Stadtfest der Stadt Kleve, die mit dem Fürsten eng verbunden war, oder anlässlich des Schulfestes im Juli 2004. Begleitend zum Jubiläum wurde vom 14. – 16. Juli 2004 eine Projektwoche zum Thema „Wanderer zwischen zwei Welten – Fürst-Johann-Moritz zu Nassau-Siegen“ durchgeführt, ebenso eine viel beachtete Ausstellung zum Leben und Wirken des Fürsten im Lichthof aufgebaut.

Münzstock zum Fürtsenjahr
Münzstock zum Fürstenjahr
Abi 02
ABI 02

Die Tradition der pädagogischen Weiterentwicklung durch pädagogische Konferenzen wurde 2005 weitergeführt, indem die Schule ein aktuelles, immer deutlicher sichtbar werdendes Problem aufgriff: Mobbing. Als Resultat eines pädagogischen Tages wurde an der Schule ein „Bündnis gegen Mobbing“ eingerichtet. Durch Informationsveranstaltungen für Lehrer, Eltern und Schüler, aber auch durch diskrete Aktivitäten des speziell ausgebildeten Beratungslehrerteams konnte das Thema Mobbing in den Folgejahren erfolgreich bearbeitet werden.

Die zumeist stabilen bis steigenden Anmeldezahlen für die Klasse 5 – in der Regel wurden 5, einmalig zum Schuljahr 2006/07 dann sogar 6 Eingangsklassen gebildet – und für den „Seiteneinstieg“ in die Jahrgangsstufe 11 führten dazu, dass die Weidenauer Schule räumlich ab Mitte des neuen Jahrzehnts an ihre äußersten Kapazitätsgrenzen stieß. Im Schuljahr 2008/09 wurden über 1.100 Schüler/innen am Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium unterrichtet. Seit dem Schuljahr 2008/09 wurde die Aufnahmekapazität der Schule für die Klassen 5 dann auf vier Eingangsklassen beschränkt.

Vor diesem Hintergrund liefen dann 2006 die Planungen einiger lange überfälliger baulicher Veränderungen an. Nachdem sich Pläne zum Neubau einer Mensa am Standort des alten Pavillons zerschlagen hatten, wurde dieser – u.a. auch wegen Baufälligkeit – abgerissen und erste Planungen des Bauverwaltungsamtes zum Umbau des naturwissenschaftlichen Trakts, insbesondere des Lichthofs inklusive Bereitstellung von Räumlichkeiten zur Verköstigung der Schüler/innen während der Mittagpause fanden ihren Weg in die Schule.

Diese baulichen Umgestaltungen des Fürst-Johann-Moritz-Gymnasiums fielen im Jahr 2007 mit einem Wechsel in der Schulleitung zusammen. Frau OStD‘ Irmgard Klein ging nach 12 Jahren an der Spitze des Fürst-Johann-Moritz-Gymnasiums in den Ruhestand. Nach Dr. Schütz verließ damit eine weitere Persönlichkeit das Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium, die durch die jahrzehntelange Zugehörigkeit und Verbundenheit mit der Schule – erst als Kollegin, dann als Schulleiterin – das Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium geprägt und in entscheidenden Punkten pädagogisch weiterentwickelt hatte.

Am 28.02.2007 stellte sich Herr Rüdiger Käuser, bisher stellvertretender Schulleiter am Bonhoeffer-Gymnasium in Wiehl als einziger Kandidat für die Neubesetzung der Schulleiterstelle der Schulkonferenz vor. Mit Beginn des Schuljahres 2007/08 übernahm Herr Käuser dann die Leitung des Fürst-Johann-Moritz-Gymnasiums.

Der Umbau des naturwissenschaftlichen Trakts, insbesondere des Lichthofs und die Einrichtung einer Mensa füllte die ersten Amtsjahre des neuen Schulleiters voll aus. Hinzu kamen umfangreiche energetische Sanierungen wie der Einbau neuer Fenster, einer neuen Heizungsanlage sowie die Installierung neuer sicherheitstechnischer Einrichtungen. Das Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium wurde baulich generalüberholt und erstrahlte dann ab 2010 in neuem Glanz, insbesondere der lichtdurchflutete, geräumige Lichthof fand Bewunderung und ließ den anfangs schmerzhaften Verlust des alten Schulteichs im Zentrum des Innenhofs schnell vergessen. Die Mensa wurde im Februar 2011 eröffnet und der Stundenplan für die Sekundarstufe 1 konnte auf eine Übermittag-Betreuung umgestellt werden – mit einer 50-minütigen Mittagpause für alle Jahrgangsstufen.

Irmgard Klein
Irmgard Klein
Dr. Karl Schütz mit den Kollegen Frieder Heinrich und Peter Klemenz
Dr. Karl Schütz, Irmgard Klein, LRSD Knießler
bei der Amtseinführung Rüdiger Käusers
Rüdiger Käuser
Rüdiger Käuser
Farbliche Akzente am renovierten NW-Trakt
arbliche Akzente am renovierten NW-Trakt

Herr Käuser griff gemeinsam mit dem sich ständig erneuernden und verjüngenden Kollegium pädagogische Traditionen der Schule mit der Einrichtung des „Forum am Fürst“ (2008 – Prof. Schnell, 2010 – Schulzeitverkürzung, 2011 – Schule heute) auf. Schwerpunkte des pädagogischen Profils der Schule lagen weiterhin in den Bereichen Naturwissenschaften, Musik und Sprachen sowie im Bereich der Theaterpädagogik. Äußere Zeichen dafür sind die sogenannten „Streicherklassen“ in den Jahrgangsstufen 5 und 6, in denen seit 2003 die Fünft- und Sechstklässler im Rahmen des Musikunterrichts in Zusammenarbeit mit der Musikschule der Stadt Siegen in einem Streichinstrument unterrichtet werden. Weiterhin ist das Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium seit dem Schuljahr 2010/11 als MINT-EC-Schule anerkannt und im Bereich der Sprachen werden bilinguale Kurse angeboten.

Seit einigen Jahren unterhält das Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium Kooperationen mit der Volksbank Siegerland eG sowie der Firma Georg in Kreuztal und arbeitet in zahlreichen Bereichen eng mit der Universität Siegen sowie mit der Philipps-Universität Marburg zusammen.

Viel öffentliche Aufmerksamkeit brachte die Einführung des Zentralabiturs 2007, die von der Schule sowohl hinsichtlich der unterrichtlichen Vorbereitung der Schüler/innen als auch der konkreten Durchführung problemlos gemeistert wurde; zumindest hinterließ der „Oktaeder des Grauens“ an unserer Schule keine sichtbaren Spuren.

Als besondere Herausforderung stellte sich dagegen die Umsetzung der Schulzeitverkürzung, der Wandel von G9 zu G8, dar. Für die Sekundarstufe I bedeutete dies eine Verkürzung der Schulzeit um ein Jahr, d.h. die gymnasiale Oberstufe beginnt seitdem mit dem Eintritt in die Jahrgangsstufe 10, die jetzt Einführungsphase genannt wird. Daran schließen sich dann die Qualifikationsphasen 1 und 2 (Jgst. 11 und 12) an, so dass die Reifeprüfung nach zwölf Jahren am Ende der Qualifikationsphase 2 abgelegt werden kann.

Für die Sekundarstufe I bedeutete dies ab 2008 die sukzessive Einführung neuer Lehrpläne, jetzt Kernlehrpläne genannt. In diesen Kernlehrplänen werden nicht mehr in erster Linie Unterrichtsinhalte festgelegt, sondern es werden v.a. fachliche und methodische Anforderungen in Form von Kompetenzerwartungen benannt, die am Ende der Sekundarstufe 1 zu beherrschen sind.

Rüdiger Käuser 2
Rüdiger Käuser
Abi 09
ABI 09

Die Lehrpläne für die Sekundarstufe II wurden bisher nicht verändert, allerdings wurden für das Zentralabitur für jedes Fach fachliche Voraussetzungen benannt, die als Gegenstände der zentral gestellten Abituraufgaben relevant sind, also im Sinne eines engen Lehrplangerüsts im Zentrum des Unterrichts in der Qualifikationsphase stehen.

Im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts wurde zudem – nicht zuletzt auf Grund der Ergebnisse verschiedener Schülerleistungsvergleiche (z.B. PISA) – eine Fülle weiterer zentraler Kontrollinstrumente eingeführt. Zum Beispiel Parallelarbeiten in der Jahrgangsstufe 7, zentrale Klausuren in der Jahrgangsstufe 10 und Lernstandserhebungen
in der Jahrgangsstufe 8.

Gerade bei der Implementation dieser Maßnahmen bewies die außerordentliche Kooperationsbereitschaft des Kollegiums mit ihrer über Jahrzehnte gewachsenen Grundstruktur ihre Stärken, indem diese z.T. massiven Umstrukturierungen des Schulalltags ohne größere Blessuren gemeistert werden konnten.

Januar 2012: Das aktive Kollegium, viele ehemalige Kollegen/innen, Schülerinnen und Schüler sowie Eltern versammeln sich zu einer einerseits launigen, andererseits wehmütigen Feier im Lichthof. StD Werner Becker, der über Jahrzehnte als Kollege und seit 1989 als stellvertretender Schulleiter zu einem festen, unverkennbaren und prägenden Teil der Schulgemeinschaft geworden war, wurde in den Ruhestand verabschiedet. „Vom Lützeler Jong zum stellvertretenden Direktor des ehrwürdigen Fürst-Johann-Moritz-Gymnasiums – oder fast möchte man sagen … vom Tellerwäscher zum Millionär…“ so charakterisierte im Juni 1990 ein Schülersprecher den Amtsantritt von Werner Becker. Und weiter: „…er neigt nicht dazu, die Dinge tragischer zu machen, als sie sind…“ Eine Formulierung, die sich am Ende seiner Dienstzeit ohne Wenn und Aber unterschreiben ließe, ergänzt durch den Zusatz, dass er über mehr als zwei Jahrzehnte und drei Schulleiter hinweg das Kollegium, die Schule zusammenhielt.

Seine Funktion übernahm zum Beginn des Schuljahres 2012/13 StD Dr. Dirk Köster, vom Zeppelin-Gymnasium in Lüdenscheid kommend.

Werner Becker, in offizieller Funktion
Werner Becker – in offizieller Funktion
Werner Becker, wie man ihn kennt
Werner Becker – wie man ihn kennt
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